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Über die Marwaris

Viele Mythen und Geschichten ranken sich um die indischen Marwari Pferde mit ihren einzigartigen Sichelohren.

Der Sage nach, brachte Lord Brahma, der Schöpfer es Universums, eine Opferzeremonie dar und erschuf aus den Flammen des Opferfeuers ein geflügeltes Pferd. Als die Pferde jedoch den Bund mit den Menschen eingingen, wurden sie von den Göttern bestraft und verloren ihre Flügel. Die Ansätze der einstigen Flügel lassen sich bei all ihren Nachfahren noch erkennen, in Form der Kastanien. Und vielerorts werden die Pferde bis heute in besonderer Weise verehrt.

Die sagenumwobenen göttlichen Marwaris gingen ab dem 12. Jahrhundert schließlich als Kriegspferde der Rajputen in die Geschichte ein. Die Region Marwar gab den Marwaris nicht nur ihren Namen, es verlieh ihnen auch die Zähigkeit, die notwendig war, um in dieser Region zu überleben. Eine Region, der in Sakrit die Bedeutung „Das Land des Todes“ zukommt.  

Der Mut, die Furchtlosigkeit und die Energie der Marwaris sind unübertroffen. Im besonderen Bund mit ihrem Reiter haben sie sich jeder Herausforderung gestellt und dem Tod so furchtlos ins Auge gesehen wie die Krieger. Die Bewegungen der indischen Tanzpferde basieren bis heute auf den Künsten der Kriegsführung, die den Pferden schnellste Wendungen abverlangte und bewusste Tritte mit den erhobenen Vorderbeinen, um ihre teils übergroßen Gegner zu bezwingen. Selbst mit Elefanten haben es die Kriegspferde der Rajputen aufgenommen. In historischen Zeichnungen kann man die List erkenne, mit der die Rajputen versuchten ihre Pferde zu schützen, indem sie ihnen Elefantenmasken aufsetzten, damit sie als Babyelefanten getarnt von den großen Kriegselefanten nicht angegriffen wurden.

Sagenumwoben ist auch die Loyalität dieser Pferde: In den Händen des Feindes erweisen sie sich als nutzlos und ungehörig. Ihren wahren Besitzer jedoch verteidigen sie bis auf den Tod und tragen verletzte Krieger verlässlich in Sicherheit. So wie der geschichtsträchtige Hengst Chetak, der mit Maharana Pratap in der Schlacht von Haldighati nicht nur unerschrocken gegen die Mogulen mit ihren Elefanten kämpfte, sondern selbst schwer verletzt den Maharana zunächst in Sicherheit trug, ehe er seinen Wunden erlag.

Einst hochgeachtete Kriegspferde geriet der Bestand der Marwaris mit der britischen Vorherrschaft über Indien jedoch ins straucheln. Die Briten brachten ihre englischen Vollblüter ins Land. Was britisch war, war en vogue – sei das in der Architektur, der Kleidung oder auch der Pferdezucht. Parallel verlor das Pferd mit zunehmender Industrialisierung und dem Automobil an Bedeutung. Mit der Unabhängigkeit endete schließlich das Jagir-System. Der indische Adel und die Lehensherren verloren an Einfluss, Geld und Ländereien. Die Jagirdars hatten nicht mehr die finanziellen Mittel und Länderreihen für die Zucht und Haltung der Marwaris. Das Mawari wurde zu einem Pferd der ärmeren Leute und zu deren Transport- und Arbeitstier. Die Rasse wurde mehr und mehr dezimiert, bis sie fast vom Aussterben bedroht war.

Zum Erhalt der Rasse wurde schließlich in den 1930ern ein Exportverbot erlassen. Die letzten Marwaris sollten in ihrem Ursprungsland verbleiben, um dort den Fortbestand der Rasse zu sichern. Inzwischen erleben die Marwaris eine Renaissance. Den Bemühungen engagierter Züchter ist es zu verdanken, dass die Zahl der Marwaris stetig anwächst und die besten Linien der heutigen Marwaris nichts von der Ausdauer, Stärke und Anmut ihrer Vorfahren, der Kriegspferde der Könige, verloren haben. 

Ohnehin lässt sich dem Anblick dieser Ohren nur schwer wiederstehen.